Aus der Vereinsgeschichte

Die Bürgervereinigung e.V. ging im Jahre 1986 aus dem "Stammtisch Kinderhaus" hervor. Als eingetragener und gemeinnütziger Verein ist er Träger des Heimatmuseums in Kinderhaus. Dieses befindet sich seit 1992 in dem denkmalgeschützten Haus der "Stiftung Pfründnerhaus Kinderhaus", das in den Jahren 1662-1670 erbaut worden ist.

Die Anfänge
Fährt man mit dem Finger auf einer münsterschen Straßenkarte gen Norden, kommt man automatisch zum Stadtteil Kinderhaus. Ein Name, der im Augenblick verblüfft, denn ein „Haus voller Kinder“ ist sicherlich nicht damit gemeint.

 

Im 14. Jahrhundert entstand vor den Toren der Stadt Münster ein „Leprosorium“, ein umfriedetes Gelände mit Wohnhaus und Nebengebäuden, um die leprakranken Bewohner zu isolieren und somit die Ansteckungsgefahr zu vermindern. Eine kleine Kapelle stand direkt gegenüber, um den Kranken die Gelegenheit zum Gebet zu geben. Dazwischen verlief die so genannte „Via Regia“, eine Handelsstraße von Münster zur Nordsee. Das Konvent wurde „das Haus der armen Siechenkinder “ genannt und somit bekam Kinderhaus seinen Namen.

Nachdem die Lepra in Münster nicht mehr grassierte, baute der Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen nach dem Dreißigjährigen Krieg ein Waisenhaus für Bettelkinder auf das Gelände. Dieses diente nach kurzer Zeit schon als Armenhaus und wurde bis in unsere Tage genutzt.

 

Aber was hat das alles mit der Bürgervereinigung zu tun?
Im Laufe der Jahrhunderte siedelten sich immer mehr Menschen in der Nähe der Kirche an und es entstand eine kleine, dorfähnliche Siedlung.

 

Aber nach dem 2. Weltkrieg wurde aus dem ländlichen Vorort schnell ein lebendiger Stadtteil. Innerhalb der letzten zwanzig Jahre hatte sich die Einwohnerzahl, bei gleichzeitiger Errichtung von neuen Siedlungen, verdreifacht. Nachdem sich der Bevölkerungsdruck auf die innerstädtischen Wohnbereiche seit 1960 verstärkt hatte, wurde ein Gesamtbebauungsplan für Kinderhaus ausgeschrieben. Trotz erheblicher Bedenken wurde auch unter großem Zeitdruck die so genannte Nordwestschleife mit Hochhäusern von 1972-75 erstellt. Die notwendigen Versorgungseinrichtungen wurden aber mit großer Verzögerung gebaut, so dass die Bevölkerung - jetzt etwa 16.000 Einwohner -  in vielen Dingen des Alltags auf sich gestellt war.

Hier ist es dem besonderen Engagement von Frau Ruth Betz zu danken, dass sie zusammen mit einigen Bürgern eine Anlaufstelle für die Sorgen und Nöte der, auch kulturell verschiedenen Bevölkerung, wurde.

 

Gründung "Stammtisch Kinderhaus"
Es wurde am 1. Juli 1981 der „Stammtisch Kinderhaus“ gegründet, zu dem sich engagierte Bürger trafen, um die Probleme der Bewohner von Kinderhaus zu lösen. Es gab verschiedene Arbeitskreise, z.B. für Umwelt- und Naturschutz, Kulturarbeit und vieles mehr.

 

1984 und 1986 fanden die ersten Ausstellungen unter der Federführung von Hans Jockisch und Adolf Betz zur Kinderhauser Geschichte statt. Es hatte sich die Idee gefestigt, diese Arbeit auf größere Füße zu stellen und so wurde am 22.10. 1986, nach schwieriger Namenssuche, die „Bürgervereinigung Kinderhaus für Kultur-, Heimatpflege und Naturschutz e. V “, gegründet. Auch war daran gedacht worden, diesen Ausstellungen einen ständigen Raum zu geben, in Form eines Heimatmuseums. Im Jahr 1988 wurde dem Verein ein ungenutzter Klassenraum in der Uppenbergschule zur Verfügung gestellt, in dem sich u. a. auch die „Max-Clemens-Kanal Ausstellung“ unterbringen ließ.

 

1989 wurde ein weiterer Raum mit „Altem Handwerk“ eröffnet. Die Prachtstücke dieser Ausstellung waren ein alter Webstuhl und eine originale Schuhmacherwerkstatt.

 

Die Modelle der Ausstellungen wurden zum großen Teil von Lehrern und Schülern der Waldschule angefertigt und sind heute noch zu besichtigen. Lange schon hatte die Bürgervereinigung auf ein besonderes Haus in Kinderhaus spekuliert, nämlich das Armenhaus bzw. das „Pfründnerhaus“.

Hier war die Situation mittlerweile so, dass die Bewohnerinnen weniger wurden und die Räume damit leer standen. Nach langen Verhandlungen des Vorstandes mit der Pfründnerhausstiftung und den Gremien der Stadt konnten am 18.9.1989 zwei Räume als das so genanntes „Kulturstübchen“ eröffnet werden. Dieses ging aber nicht ohne vorherige Umbauten und einer entsprechenden Ausgestaltung vonstatten. Nach besten Kräften halfen Vereinsmitglieder und Freunde bei diesen Arbeiten. Schon in der Uppenbergschule und im Bürgerhaus Kinderhaus wurde ein jährliches Programm geboten von Konzerten, Lesungen, Dia- und Filmvorträgen sowie Führungen an historischer Stelle.

 

In der „Kulturstübchenzeit“ und auch später hatte der Verein ein besonderes Augenmerk auf die noch verbliebenen Bewohnerinnen des Pfründnerhauses und gestaltete viele Singabende, Geburtstagsfeiern, und machte Besorgungen aller Art. Unter anderem veranstaltete die Bürgervereinigung in der herrlichen Umgebung des Hauses zahlreiche Sommerfeste mit großer Beteiligung der Kinderhauser. Ein Höhepunkt war das Lambertusfest auf dem Idenbrockplatz das auch den ausländischen Mitbürgern ein Stück Brauchtum näher brachte.

 

Eröffnung des Heimatmuseums Kinderhaus
Die Bürgervereinigung hatte mittlerweile eine stattliche Mitgliederzahl und wurde seit der Gründung von Frau Ruth Betz als erste Vorsitzende und Walter Schröer als zweitem Vorsitzenden geleitet. Durch Zumietung von weiteren Räumen konnte am 19.9.1993 das Heimatmuseum Kinderhaus eröffnet werden. Es waren mittlerweile soviel Exponate gesammelt, alte Fotos aus früherer Zeit gespendet und ein Museumskonzept erarbeitet worden, dass man vom Museumsamt des LWL den Titel „Heimatmuseum“ zuerkannt bekam.

 

Am 26.Oktober 2002 übernahm Frau Margitta Niclas den Vorsitz von Ruth Betz. Frau Betz folgte dem Ruf als Stadtheimatpflegerin. Für die Bürgervereinigung kamen nun schwere Zeiten, da ein Besitzerwechsel des Pfründnerhauses bevorstand.

 

Das ebenfalls im Hause befindliche Lepramuseum und das Heimatmuseum wurden aufgefordert, ihre Ausstellungsräume zu verringern um neu einzurichtenden Wohnungen Platz zu machen. Die Wohn- und Stadtbau hatte das Gebäude erworben und eine gründliche Renovierung angekündigt. Ebenfalls drohte eine Verdoppelung der Miete, die in der damaligen Zeit nicht aufzubringen war. Es war guter Rat teuer und eine Auflösung des Vereins wurde diskutiert.

 

Nach vielen Gesprächen und Überlegungen und dem festen Willen, die Bürgervereinigung nicht aufzugeben, unterstützte der Vorsitzende der Gesellschaft für Leprakunde Herr Dr. Ralf Klötzer, Herr Dr. Diederich Winterhoff und viele Mitglieder der Bezirksvertretung und nicht zuletzt auch die Mitglieder der Bürgervereinigung den Wunsch nach einem Neuanfang

 

Der bisherige zweite Vorsitzende Walter Schröer übernahm am 15.9.2006 mit einem neuen Konzept und vielen Ideen den 1.Vorsitz. Es mussten einige Veränderungen im Museum vorgenommen werden. Es wurde zur Finanzierung der Miete ein „Kitsch- und Krempelmarkt“ eingerichtet, ein „Edeltrödelmarkt“ folgte, Fördermitgliedschaften konnten erworben werden, die Pressearbeit wurde erheblich verstärkt, das Jahresprogramm erweitert, die Bezirksvertretung erhöhte ihren Zuschuss, auf Vorschlag des Verwaltungsleiters Herr Jochen Temme wurde ein Trauraum eingerichtet. Seitdem kann im Heimatmuseum geheiratet werden.

 

Im finden Heimatmuseum weiterhin die großen Krippen- und Kunstausstellungen, Konzerte, Lesungen, Vorträge statt. Die Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Leprakunde in Form von gemeinsamen Vorstandssitzungen und Kustodenschulungen für alle Interessierten der beiden Museen wurde intensiviert. Ein besonderes Ereignis war die Einrichtung der „Kinderhauser Rundwege“, an deren Verwirklichung beide Vereine maßgeblich beteiligt waren. Die Pflege und Erhaltung der Rundwege hat die Bürgervereinigung übernommen und leitet die Rundweg-Führungen. 4999 Besucher im Jahr 2014, die zahlreichen Führungswünsche am und im Heimatmuseum, die großartige finanzielle Unterstützung der Bezirksvertretung Münster Nord und eine gestiegene Zahl auf 150 Mitglieder bestätigen den Vorstand nicht nachzulassen und mit viel Freude und Spaß am Ehrenamt die Bürgervereinigung weiterzuführen.


Im Laufe des Jahres wird ein umfangreiches kulturelles Programm angeboten.


Auf 200 qm Museumsfläche:

  • Vor- und Frühgeschichte des münsterschen Norden
  • Mittelalter mit Gründung der Leprosenstation an diesem Ort
  • Kinderhauser Kirchengeschichte vom 18. Jahrhundert bis heute
  • Reliquien- und Kreuzausstellung
  • Kinderhauser Schulgeschichte
  • Christoph Bernhard von Galen - Bau des Werkhauses (in dem sich das Heimatmuseum befindet) mit Blick aus dem Fenster auf das "älteste Schulhaus im deutschsprachigen Raum, das als Schule konzipiert, gebaut und bis auf den heutigen Tag genutzt wird"
  • Siedlungsgeschichte
  • Max-Clemens-Kanal und Kinderhauser Bahnhof
  • Im Pfründnerhaus kann der Besucher eine original erhaltene Schuhmacherwerkstatt, eine Wohnküche aus vergangener Zeit, ein altes Schulzimmer, sowie viele Exponate traditioneller Handwerkskunst wie Spinnen, Weben sowie Waschen zu Großmutters Zeiten sehen. Sie sehen auch ein Modell und Bilder der alten Coermühle. Aus dem Bäckerhandwerk präsentieren wir alte Gebrauchsgegenstände.